Mit Faszination und Begeisterung die Alpen schützen: Das Projekt „EagleWings“
„Wir müssen den Blick des Adlers einnehmen, um die richtigen Entscheidungen für die folgenden Generationen zu treffen.“ (Weisheit der Irokesen)
Die Alpen sind besonders anfällig für den Klimawandel, denn nirgendwo sonst in Europa befinden sich so viele sensible Naturräume auf vergleichsweise kleiner Fläche. Aber die Klimaänderungen wirken sich auf ein System aus, das nicht nur von entscheidender ökonomischer und ökologischer Bedeutung ist, sondern auch so schon durch ein breites Spektrum von Naturgefahren und demographischen ebenso wie ökologischen Belastungen bedroht ist. Besonders setzt der Klimawandel den Alpengletschern zu. Forscher gehen davon aus, dass bis 2050 deutlich mehr als die Hälfte aller Alpengletscher abgeschmolzen sein werden. Bis Ende dieses Jahrhunderts sind wahrscheinlich nur noch ein paar Prozent des heutigen Gletschervolumens vorhanden- eine ernüchternde Realität. Schon jetzt erscheinen die ursprünglich weißen Gletscher gegen Ende Spätsommer eher kläglich und bemitleidenswert aus. Wenn sich das Eis in Wasser verwandelt, kann das die Stabilität des ganzen Ökosystems beeinflussen. Wir sollten die wenige verbleibende Zeit nutzen, um uns vorzubereiten. Denn wenn nicht jetzt, wann denn dann? Neben bereits existierenden Alpenschutzprojekten versucht nun das EagleWings Projekt mittels einer besonderen Perspektive auf die schützenswerte Natur aufmerksam zu machen.
Mehr als nur ein Projekt – eine Vision für die Alpen
Als Nomi Baumgartl den „Nördlichen Schneeferner“, einen der letzten Bayerischen Gletscher am Zugspitzplatt fotografierte, hatte sie eine prägende Begegnung mit einem Adler. Seitdem verfolgt die empathische Künstlerin eine Vision- den Menschen die Schönheit und auch die Sensibilität der Natur in der Alpenregion näherzubringen. Im Fokus stehen vor allem die drastischen Veränderungen unserer Alpengletscher. Dabei geht es ihr nicht darum, den moralischen Zeigefinger zu heben, sondern die Menschen mittels Emotionen, authentischen und schönen Bildern auf den wahren Wert der Natur aufmerksam zu machen und durch eine sanfte, zurückhaltende Art und Weise zum Nachdenken anzuregen. Nomi und ihr Team verfolgen dabei ein Ziel: Aufmerksamkeit erregen und zwar auf eine besonders sensible Art und Weise. Das Projekt soll die Menschen motivieren, sich aktiv für den Umweltschutz einzubringen und ein neues Bewusstsein für die Schönheit unserer schützenswerten Natur- und Kulturlandschaft zu schaffen.
Was ist das EagleWings Projekt?
Hinter EagleWings steckt vor allem die Botschaft, die Natur, Ihre Wirkkräfte und die Zusammenhänge verstehen zu lernen und wertzuschätzen. Diese ist Teil unser Selbst und ein lebensnotwendiger Partner. Es ist essentiell, die Natur zu schützen und zu schonen. Doch wie funktioniert das und was kann jeder einzelne von uns tun? Auch Nomi setzt sich schon länger mit der Fragestellung auseinander und verfolgt dabei einen großen Wunsch: sie möchte eine Stiftung ins Leben rufen, die innovative Projekte im Alpenraum unterstützt, welche sich aktiv für den Klima- und Umweltschutz einbringen.
Eine einzigartige Mission
EagleWings ist ein multimedial angelegtes Alpenschutzprojekt, welches sich durch seine Einzigartigkeit auszeichnet. Die Idee dieses Projekts ist, einen auf drei Ebenen angelegten Bild-Dialog zwischen dem scharfen Blick des Adlers, den Satellitenaufnahmen aus dem Weltall sowie der Menschperspektive auf die Natur zu inszenieren. Indem sich Adler- und Menschenauge zwischen Himmel und Erde in faszinierenden und emotionalen Bildern ergänzen, sensibilisieren sie den Betrachter für die wichtigen Belange der Natur im Alpenraum.
Erde
Nomi Baumgartl. Als gefragte Kunstfotografin drückt sich Nomi durch die Kraft ihrer Bilder aus. Dabei steht sie auf der Erde und nimmt Ihre Umgebung von der Menschenperspektive auf. Sie versucht mittels Fotografie die Schönheit der Natur für die Menschen sichtbar zu machen. Nomi möchte mit ihren aussagekräftigen Fotos das Leben zum Vorschein bringen und die Menschen zum „Sehen“ und „Verstehen“ anregen.
Luft
Hier kommt der König der Alpen ins Spiel. Ein trainierter Adler wird in den nächsten vier Jahren in den Alpen über ausgewählte Gletscher fliegen und mit einer speziell entwickelten Kamera beeindruckende Film- und Fotoaufnahmen aus seiner Perspektive liefern. Der Adler ist, im Gegensatz zu Drohnen, Helikoptern und Flugzeugen nicht steuerbar und verkörpert bei diesem Projekt die Natur. Er ist das Symbol für EagleWings und bietet aus seiner Sicht einen eigenen Blick auf die massiv schmelzenden Gletscher in den Alpen.
Weltall
Aus dem Weltall ergänzen Satelliten-Kameras den Eindruck auf die Alpengletscher und liefern so einen Gesamtüberblick sowie stetig aktuelle Aufnahmen. Dies wird ermöglicht durch die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Earth Observation Center (EOC) des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt. EagleWings wird mit Daten der Alpen aus den letzten 40 Jahren versorgt, welche die Gegenden der angestrebten Adlerflüge beleuchten und anschließend ausgewertet werden. Denn Distanz schafft Klarheit. Mittels der Wissenschaftsgemeinde sowie Botschaftern aus der Meteorologie und Glaziologie ist es EagleWings möglich, belegbare und stets aktuelle Fakten transparent weiterzugeben. Ein weiterer erwähnenswerter Partner ist die Umweltforschungsstation Schneefernerhaus- Deutschlands höchst gelegene Forschungsstation unterhalb des Zugspitzgipfels. Neben Höhen- und Klimaforschung wird die Einrichtung auch als Tagungsraum für Lehre, Bildung und Nachhaltigkeitsstrategien genutzt.
Die Kombination aus der Perspektive des Adlers sowie moderner Erdbeobachtungssatelliten schaffen einen völligen neuartigen Zugang zu einem brennenden Thema unserer Gegenwart und Zukunft. Durch die Sensibilisierung des Betrachters einen einzigartigen Naturraum im Herzen Europas zu schützen, könnten unberührte Landschaften in den Alpen erhalten bleiben.
„We have the Information, EagleWings has the Emotion“ – Dr. Michael Rast, ESA
Primäres Ziel von Nomi und Ihrem Team von EagleWings ist eine möglichst breit aufgestellte Öffentlichkeitsarbeit in der Mediawelt sowie über Galerien oder auch Ausstellungen zu schaffen. Einige bekannte Athleten aus der Bergsportszene und auch wissenschaftliche Einrichtungen haben großes Interesse, das Projekt als Botschafter unterstützen und ein namenhafter Sponsor steht zur Unterschrift für eine vierjährige Förderung für EagleWings bereit.
Der Alpine Eagle Race – ein Weckruf von EagleWings
Ein solches Ereignis hat es in den Alpen bisher noch nicht gegeben. Eine Mission aus einer Vision: Fünf Tage, Fünf Gletscher, Fünf Alpenländer. Anfang Herbst 2019 wird der Adler Viktor zum „Einsatz“ kommen und mit einem Jagdflug, dem sogenannten „Schrägstoß“ von den ausgewählten Standorten seinen Trainer mit Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h ansteuern. Die Kamera auf dem Rücken des Adlers sowie beeindruckende Zeitraffer-Animationen liefern dabei einen einzigartigen Überblick über die Schönheit der Alpen und deren faszinierende Gletscherwelt. Indem sich Adler- und Menschenauge zwischen Himmel und Erde verbinden, entstehen einzigartige und berührende Bilder Sie sollen den Themen Natur-, Tier-, Umwelt- und Klimaschutz emotionalen Tiefgang verleihen. Lässt sich der Betrachter darauf ein, schärft sich auch sein Bewusstsein für die Schutzbedürftigkeit unsere Erde.
Der Klimawandel – eine komplexe und unangenehme Wahrheit
Wir leben im Zeitalter des Anthropozäns (das Zeitalter des Menschen) und rasen auf eine Welt zu, die es erdgeschichtlich noch nicht gegeben hat. Und diese Welt hinterlassen wir wissentlich unseren nachfolgenden Generationen. Neumodisch könnte man behaupten, dass unsere Umwelt einen Burnout erleidet. Die nächste Warmzeit steht bevor mit all ihren unabsehbaren Folgen. Wir führen ein langfristiges geophysikalisches Experiment einer Art aus, die in der Vergangenheit ohne den Menschen nicht möglich gewesen wäre und in der Zukunft nicht wiederholbar sein wird.
Umweltschutz bedeutet auch verzichten lernen
Es ist paradox, denn die Menschen wissen immer mehr über den Klimawandel. Aber gleichzeitig fällt es ihnen schwer, das Problem ernst zu nehmen und entsprechend zu handeln. Den Klimawandel können wir nicht mehr stoppen, dafür ist es zu spät. Was wir allerdings ändern können ist unser Konsumverhalten. In der heutigen schnelllebigen Gesellschaft, begleitet von wirtschaftlichem Profit und Egoismus, haben wir eines verlernt: Den Blick auf das Wesentliche zu reduzieren und achtsam mit unseren Ressourcen umzugehen. Wir alle tragen die Verantwortung für unser Handeln und die Spuren, die wir auf der Erde hinterlassen.
Die Zukunft im Blick haben
Wenn jeder einzelne von uns einen eigenen Beitrag zum Umweltschutz leisten würde, wäre der Natur schon sehr geholfen. Das bedeutet allerdings folglich Verzicht. Eine unangenehme Wahrheit, die wir Menschen sehr gut verdrängen. Denn genau an diesem Punkt- wenn es darum geht, die persönliche Freiheit einzuschränken, hört der positive Beitrag oftmals auf. Ein Wechselbad der Gefühle. Zu nennen seien hier beispielsweise die Flugreisen, die Nutzung der PKW´s und natürlich der hohe Fleischkonsum. Wir wissen und kennen das globale Problem und dennoch wird kaum etwas geändert. Es ist an der Zeit, indem Maßnahmen und Strategien entwickelt werden sollen, um für eine Verbesserung unseres Konsumverhaltens zu sorgen. Und zwar kollektiv. Für jetzt und für die nächsten Generationen. Denn wir alle leben unter einem Dach und sind Teil des großen Ganzen.
Laura Schmidt, 1986 geboren, hat eine große Leidenschaft für die Alpen und Arktisregionen und ist in den Bayerischen Bergen zu Hause. Mittels Ihrer Texte und der Liebe zum Schreiben kann die Geographin sich am besten ausdrücken und versucht dabei, auf die sensiblen Naturregionen aufmerksam zu machen.
Auf Instagram ist sie unter alparctica zu finden.“