„Stay Inspired: Mit Leidenschaft zum Erfolg“ (Leseprobe #2)

Kapitel Eins: Tritt deiner Angst und Ungewissheit in den Hintern und lerne, damit zu leben

Ehrlich gesagt: Ungewissheit ist ätzend und kann dich, wenn du sie nicht erbittert bekämpfst, völlig aus der Bahn werfen. Die Versuche, mithilfe von esoterischen Ratgebern deine Verunsicherung im Berufs- und Privatleben zu besiegen, helfen ehrlich gesagt wenig.

Seien wir realistisch: Angst begleitet uns aus einem bestimmten Grund: Sie ist ein Überlebensinstinkt. Und wenn man als Kreativunternehmer lebt, kann die Angst, das Überleben nicht sichern oder die Grundbedürfnisse nicht erfüllen zu können, sehr real sein. Genau genommen verbringst du vielleicht sogar die meiste Zeit deines Lebens in einem Zustand der Angst.

Es ist verständlich, dass viele Kunstschaffende sich der Meditation, Atemübungen und dem Yoga zuwenden und das regelmäßig praktizieren. Diese Übungen können helfen, eine andernfalls chaotische Innenwelt ins Gleichgewicht zu bringen. Sie können jedoch die Ungewissheit darüber, ob man erfolgreich sein wird und die Angst davor, es nicht zu schaffen – oder auch davor, es zu schaffen – , nicht auslöschen. Jeder Tag, jede Woche, jeder Monat und jedes Jahr meines Lebens als Kreativunternehmerin war völlig ungewiss. Ich hatte Jahre, die mit einem Bombenerfolg begannen und mit einer Pleite endeten und umgekehrt Jahre, die dürftig anfingen und mit einem Höhepunkt zu Ende gingen. Es gibt in meinem Tagesablauf sogar einzelne Stunden, die man genau so beschreiben könnte. Das kann man einfach nicht wissen. Und egal, wie oft du den herabschauenden Hund beim Yoga auch machst, es wird daran nichts ändern.

Es hilft auch nicht, die Angst, die Furchtlosigkeit oder die Fähigkeit, zu kontrollieren, was man nicht kontrollieren kann, zu verherrlichen. Das geht am Problem vorbei und verstärkt in den meisten Fällen deine Ungewissheit bezüglich deines Erfolgs, da Ungewissheit und Angst so nur zu zwei weiteren Dingen werden, die du nicht überwunden hast. Es bewirkt, dass man etwas vortäuschen muss: nämlich Furchtlosigkeit. Das ist kontraproduktiv und verschwendet deine Zeit.

Zu erkennen, woher deine Ungewissheit und Angst stammen, ist der erste hilfreiche Schritt dabei, sie abzubauen. Wenn du die Angst erkennst, sobald sie aufkommt, ermöglicht dir das laut Dr. Travis Bradberry, sie einzudämmen, bevor sie außer Kontrolle gerät. Das limbische System in deinem Gehirn erzeugt Angst als spontane Reaktion auf Ungewissheit, wodurch deine reflektierte Entscheidungsfähigkeit gehemmt wird. Indem du diese Angstreaktion erkennst und die nötigen Schritte der Reihe nach analysierst, kannst du die Situation genauer und rationaler einschätzen und deinem Gehirn zeigen, wer wirklich das Sagen hat!

Wenn du ein Unternehmer in der Kreativbranche bist, gibt es in deinem Leben wahrscheinlich einen langen Katalog an ungewissen Dingen: Dein Einkommen, der Geldfluss, deine Kunden, wie deine Arbeit aufgenommen wird, ob du es diesen Monat oder dein ganzes Leben lang überhaupt schaffen kannst, ob du weitermachen sollst, ob du einknicken und dir einen normalen Job suchen sollst und so weiter. Diese Ungewissheiten lösen Angst aus, weil sie echt sind. Wenn sie sich dein Gehirn nur ausgedacht hätte, wärst du inzwischen darüber hinweg. Du hättest die Ungewissheit schon im Kindergartenalter überwunden.

Ich werde nicht so tun, als ob das einfach wäre oder mit der Zeit einfacher werden würde. Das wird es nämlich nicht. Angst und Ungewissheit – nennen wir sie kurz A&U – werden nur in dem Sinne weniger, als dass sie vertrauter werden. Wenn du vorankommst, deine Aufträge größer und dein Lebensstandard höher werden, können A&U sogar wachsen. Es kann schwieriger werden, Risiken einzugehen und sich selbst noch mehr herauszufordern als beim letzten Mal. Wenn wir älter werden, neigen wir dazu, uns mehr Sicherheit und mehr Annehmlichkeiten zu wünschen. Wir fangen an, etwas in der Art zu denken wie: Ich bin soundsoviel Jahre alt, ich sollte inzwischen ein Haus und ein bestimmtes Auto besitzen und einen gewissen Lebensstandard haben.Wenn diese Soll-Formulierungen aufkommen, vervielfachen sich A&U und wir kommen immer weiter von unserem Weg und unseren Zielen ab. Wir reden uns selbst aus, Risiken einzugehen. Sicher, das letzte Mal hat es geklappt, aber was passiert dieses Mal? Wir sagen uns: Ich bin zu alt, zu klug, zu talentiert, zu untalentiert, oder was auch immer, um das zu machen.Manchmal verstärkt unser routinemäßiger Erfolg die Angst vor dem Scheitern noch. Sich vom Erfolg loszulösen ist der Schlüssel, damit es funktioniert. Setze dir das Ziel, auch angesichts von A&U zu lernen und zu wachsen.

Risiken einzugehen ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. Du denkst vielleicht: Ich habe doch schon Angst und du möchtest, dass ich meinen Einsatz verdopple? Ja, verdammt nochmal. Leg noch mehr Jetons auf den Tisch und spiel deine Trümpfe aus. Ohne Risiko gibt es auch keinen Gewinn. Die Welt braucht dringend mehr kreative Führung, aber Künstler (vor allem Einzelkämpfer) schrecken davor zurück, die Führung zu übernehmen. Die Menschen in der Unternehmenslandschaft träumen von so einer Welt. Sorge dafür, dass sie nicht nur deine Zeit und Energie wert ist, sondern auch ihre. Erkenne, dass nur du in der Lage bist, genau das zu tun, was du tust, und dass der Versuch, Risiken zu vermeiden, tatsächlich das größte Risiko ist, das du eingehen kannst.

Da die Technik die meisten Branchen der Kultur- und Kreativwirtschaft drastisch verändert hat, ist das Erlernen neuer Fähigkeiten und das Eingehen von Risiken zu einem Lebensstil geworden. Wirklich niemand kann dieser Entwicklung in die Karten gucken. Die Einnahmequellen der meisten Kreativbranchen wurden auf den Kopf gestellt und alle kämpfen darum, den Endverbraucher zu erreichen, sei es in der Musikindustrie, der Fotografie, der Werbung oder der Literatur. Es betrifft alle kreativen Nischen. Dieses Chaos bringt allerdings auch eine einzigartige Chance mit sich. Nie zuvor gab es einen solchen Bedarf an produktiven Inhalten. Nie zuvor war die Plattform für diese Inhalte größer, globaler und unmittelbarer. Für Contentschöpfer sind die Möglichkeiten, Fähigkeiten zu entwickeln und ihr Portfolio zu erweitern, auf einem absoluten Höchststand.

Es steht außer Frage, dass wir uns inmitten einer A&U-Apokalypse befinden, aber ich glaube, es gibt einen Silberstreif am Horizont: Als Kreativunternehmer sind wir nicht mehr auf die althergebrachte Unternehmenshierarchie angewiesen. Wir sind alle gleichermaßen in der Lage, unsere Inhalte zu verbreiten und ein Publikum zu erreichen. Das ist großartig. Es ist ein Privileg und es bringt Verantwortung mit sich.

Die Realität sieht so aus, dass die meisten von uns nicht zufällig hier gelandet sind. Ein Kreativunternehmer zu sein ist nicht einfach. Es ist etwas, das du einfach tun musst.

Natürlich gibt es bei allem auch eine positive Seite. Wenn du völlige Sicherheit hättest, würden deine Arbeit und dein Leben eintönig werden und das würde wahrscheinlich deine schöpferischen Fähigkeiten beeinträchtigen. Ungewissheit erschafft auch neue Möglichkeiten. Wenn alles sicher wäre, wären unerwartete Erfolge nicht möglich. Du wärst weniger bereit, Risiken einzugehen, um deinen Status quo zu erhalten. Du wärst aus Bequemlichkeit abgestumpft und würdest wahrscheinlich kaum neue Wege einschlagen. Außerdem würdest du mehr materielle Güter besitzen und einen Lebensstil verfolgen, in dem es darum geht, mit den anderen gleichzuziehen. Dabei würde deine Inspiration verloren gehen.

Wenn du das nächste Mal verunsichert bist (wahrscheinlich innerhalb der nächsten paar Minuten), frage dich: Möchte ich lieber ängstlich oder gelangweilt sein? Diese Optionen hast du. Seien wir ehrlich: Angst ist spannender und macht viel mehr Spaß.

Auch ich als Selbsthilfe-Junkie kämpfe weiterhin täglich mit Problemen rund um A&U. Ich behaupte nicht, dass ich wissenschaftliche Erkenntnisse hätte, die einer Harvard-Abhandlung würdig wären oder ein 12-Schritte-Programm, das Angst und Ungewissheit beseitigt. Und selbst, wenn ich so etwas hätte, würde ich es nicht mit dir teilen. Du hast ja bereits zugegeben, dass du lieber ängstlich als gelangweilt sein möchtest. Eine Flasche Tequila könnte ebenso eine Lösung sein wie alles andere. Wie kann man also die Plage der Ungewissheit sein ganzes Berufsleben lang ertragen? Kann man irgendetwas tun, um das Leben ein bisschen sicherer werden zu lassen? Möglicherweise. Hier sind fünf kleine Schritte, die ich anwende, wenn ich mich überfordert fühle und unfähig, mir selbst zu helfen – und wenn ich meine Zukunft nur noch schwarzmale.

  1. Abwägen und angehen

Der erste Schritt ist, zu erkennen, wobei und warum du dich ängstlich fühlst, und dir das einzugestehen. Was verstärkt diese Angst? Was mindert sie? Was ist der Ursprung dieser Angst (zum Beispiel: „Ich werde mein Leben lang pleite sein“, „Meine Arbeit ist mies und wird niemals ernst genommen werden“, „Niemand liebt mich“, „Ich bin es nicht wert“ – oder alles davon)? Bestimme es konkret und ausführlich. Vielleicht hilft es dir, deine Gedanken aufzuschreiben. Frage dich selbst: Sind diese Ängste echt oder wurden sie in meinem Kopf aufgebauscht? Wurden sie für eine Nachrichtensendung geschrieben und basieren auf geprüften Fakten oder wurden sie eher für eine unterhaltsame Telenovela adaptiert? Wenn es dir hilft, schreibe beide Versionen auf: Nachrichten und Telenovela. Dann wirf einen Blick in die Vergangenheit. Bist du je an Angst und Ungewissheit gestorben? Bist du gestorben, weil du Schwierigkeiten hattest, deinen Lebensunterhalt zu sichern? Bist du jemals daran gestorben, dass ein Kunde deine Arbeit nicht mochte oder dich nicht pünktlich bezahlt hat? Bist du jemals daran gestorben, dass du nicht erfolgreich warst? Bist du jemals an irgendeiner deiner lähmenden, einschränkenden Überzeugungen gestorben?

Offensichtlich nicht, denn sonst würdest du das hier nicht lesen. Bisher ist die Punktzahl also DU (40 – oder wie alt DU bist) zu ANGST (0). Siehst du, du bist schon dabei, die Ungewissheit plattzumachen! In der ganzen Zeit, die du bereits auf diesem Planeten bist, hat dich die Ungewissheit noch nie besiegt. Ein paar andere Dumme vielleicht, aber nicht dich. Fängst du an, ein bisschen Mitleid mit deinem Feind zu haben? Ich schon. Hier bist du, unbesiegt, und machst dir immer noch Sorgen, dass dieser Kasper dich irgendwann schlagen könnte. Wohl kaum, Kumpel, wohl kaum.

Wenn du rückblickend das betrachtest, was du erreicht hast und wie weit du in dieser unsicheren Welt gekommen bist, sollte dir das genügend Zuversicht geben, um wieder Oberwasser zu bekommen. Nur zu, klopf dir selbst auf die Schulter. Gib dir eine Standing Ovation. Und dazu kommt ja noch, dass du mit weniger Talent und weniger Erfahrung angefangen hast, als du jetzt besitzt. Führe eine Bestandsaufnahme deiner Erfolge durch. Schreibe auf, wie du es mit weniger so weit geschafft hast. Fühlst du dich schon sicherer? Gut, legen wir los.

  1. Klarheit gewinnen

Wir haben also gesehen, dass du letztlich ungeschlagen bist. Und was jetzt? Gewinne Klarheit darüber, was du möchtest. Wir haben bereits eine Vorstellung davon, was du nicht möchtest, aber es macht den entscheidenende Unterschied, wenn du genau weißt, was du willst. Willst du 100.000 Euro auf deinem Sparkonto, ein Haus in Monaco, bessere Kunden, einen schöneren Arbeitsplatz mit anderen Künstlern? Wonach sehnst du dich? Benenne es konkret und versuche nicht darüber nachzudenken, was möglich ist, sondern darüber, was du dir tatsächlich wünschst. Diese Frage ist schwerer zu beantworten, als man denkt. Manchmal kann dich das Ergebnis überraschen. Wenn du dich intensiv damit beschäftigst, wirst du nicht unbedingt die Antwort finden, die du finden wolltest oder die du erwartet hast. Vielleicht bist du darauf programmiert zu glauben, dass du X möchtest, obwohl du in Wahrheit Y willst. Sei offen für das, was du entdeckst, und arbeite damit weiter.

Ich habe mir jahrelang gewünscht, ein Atelier zu haben! Endlich bekam ich eines und es war eigentlich traumhaft. Es übertraf bei weitem alles, was ich je für möglich gehalten hätte, vor allem zu diesem Zeitpunkt und mit meinem damaligen Budget. Es war 130 Quadratmeter groß, mit fünf Meter hohen Decken in einem Rohbau-Loft mit massiven Fenstern aus Glasbausteinen. Es hatte einen riesigen Lastenaufzug und einen großartigen Gebäudemanager namens James, der sich um alles kümmerte. Ich hatte Parkplätze und sogar Gästeparkplätze und die besten Nachbarn, die man sich vorstellen kann. Es hatte sich einfach ergeben und es war wunderbar. Ich zwickte mich in den ersten zwei Jahren, in denen ich dort arbeitete, jeden Tag und konnte immer noch nicht glauben, dass es meins war. Dann stellte ich einen Studio-Manager und Praktikanten ein. Ich machte Ernst! Ein weiterer Traum hatte sich erfüllt: Mitarbeiter zu haben. Die Welt lag mir zu Füßen. Ich ließ in gewisser Weise zu, dass das mich und mein Geschäft definierte. Ich dachte (unbewusst), dass ich, wenn ich kein Atelier oder Angestellte hätte, nicht in der Branche mitmischen könnte. Du kannst dir meine Überraschung vorstellen, als mir fünf Jahre später klar wurde, dass ich darüber hinweg war. Es gefiel mir nicht besonders, Personalverantwortung zu haben, und der Raum engte mich eher ein, als dass er meine kreativen Möglichkeiten erweiterte. Autsch. Es war nicht leicht, das zuzugeben und zu akzeptieren.

Als ich mir es eingestanden hatte, eröffnete sich mir eine ganz neue Welt. Eine Welt, in der ich keine Räumlichkeiten verwalten musste, sondern reisen und arbeiten konnte, ohne den Aufwand, ein Atelier zu unterhalten, das ich weniger und weniger nutzte. Eine Welt, in der ich nach Santa Monica ziehen und zur Arbeit nach Chicago pendeln konnte, wenn es sein musste. Das war damals das Beste für mich. Ich habe inzwischen sieben Jahre ausgiebiger Reisen hinter mir und einen Verlag gegründet. Jetzt bin ich wieder bereit, mich niederzulassen und Personal zu beschäftigen. Ich bin also wieder dorthin gekommen, wo ich angefangen habe. Ich glaube, ich wäre nicht in der Branche geblieben, wenn ich mich nicht verändert hätte und nicht mit der Zeit gegangen wäre. Ich glaube, ich wäre ausgebrannt und hätte in einen „einfacheren“ Job gewechselt. Mein Ego hätte eine viel bessere Lebensoption für mich zerstört, wenn ich ihm die Führung überlassen hätte.

Es gibt HAUFENWEISE Methoden und Bücher, die dir helfen werden, Klarheit darüber zu gewinnen, was du möchtest. Manche benötigen dafür nur eine zehnminütige Meditation, andere einen längeren Zeitraum. Meine Lieblingsbücher zu diesem Thema sind „Die Aufgaben der Seele: Die göttliche Kraft in Dir“ von Sonia Choquette und „Be Your Own Heroine“ von Kristina Paider (meiner Schwester!). Beim Meditieren helfen Apps wie Headspace, Unplug und Calm. Das sind gute Hilfsmittel für den Anfang. Manche Menschen nutzen diese Techniken täglich oder jede Woche zur Auffrischung, um sicherzustellen, dass sie auf dem richtigen Weg bleiben. Es ist wie bei den meisten Dingen: Je häufiger du sie ausübst und dich auf deine innere Mitte konzentrierst, desto einfacher wird es.

  1. Werde aktiv

Jetzt wissen wir also, wo deine Ungewissheit und Angst herkommen, und was du willst, und können nun das beste Gegenmittel gegen A&U anwenden: Aktiv handeln. Zu handeln ist kraftvoll, weil es alles andere in Bewegung setzt. Du musst keine großen Schritte machen. Genaugenommen können kleine Schritte genauso effektiv, wenn nicht sogar effektiver sein, weil es einfacher ist, die Dynamik aufrechtzuerhalten. An Dynamik zu verlieren, anzuhalten, zu warten und sich in seinem Elend zu suhlen, ist das Schlimmste, was man tun kann, wenn man sich überwältigt fühlt. Du überlässt damit der Ungewissheit den Sieg. Zu handeln ermöglicht dir, zu kontrollieren, was du kontrollieren kannst und gibt allem anderen genügend Freiraum, um zur richtigen Zeit und auf die richtige Weise zu dir zu kommen.

Ich habe viele Fotografen getroffen, die von der Branche enttäuscht sind, von den Möglichkeiten, Aufträge zu bekommen und Honorare zu verlangen, die ihre Zeit wert sind. Sie hören buchstäblich auf, überhaupt an irgendetwas zu arbeiten. Sie befinden sich ununterbrochen in einer Warteschleife und warten darauf, dass das Telefon klingelt oder dass eine E-Mail mit neuen Aufträgen eintrifft. Das ist keine gute Idee! Wenn du nicht an Kundenaufträgen arbeitest, musst du entweder 1) Urlaub nehmen und deine Energiereserven wieder aufladen oder 2) an einem Projekt für dich selbst arbeiten.

Nicht zu arbeiten erzeugt einen Teufelskreis des Nichts, der dich und deine Arbeit unattraktiv macht (nicht physisch unattraktiv, aber energetisch). Die Arbeit an persönlichen Projekten ist enorm wichtig, um deine Karriere voranzubringen. Deine „Freizeit“ nicht zu nutzen, ist eine vertane Chance. Intensiv an etwas zu arbeiten, das du liebst, ist heilsam und eine gute Möglichkeit, deine Zeit zu nutzen und dein Portfolio zu erweitern.

Noch einmal: Unsere Welt ist voller Ungewissheit. Dich zu beschäftigen, damit nicht noch mehr Angst in dir aufkommen kann, ist eine mächtige und wirksame Vorgehensweise. Unsere Umwelt ist unangemessen schnelllebig, was Technik angeht, und das kann die Situation nur noch verschlimmern. Es erzeugt unrealistische Erwartungen darüber, wie und wann neue Aufträge eintreffen sollen. Wenn das nicht sekündlich geschieht, macht uns das nervös und verstärkt die Zweifel daran, sich in dieser Welt behaupten zu können. Das machen wir aber bereits; wir müssen es nur am Laufen halten.

Wenn ich etwas wirklich will, mich mit viel Aufwand auf ein Projekt beworben habe und die Ungewissheit mich verzweifeln lässt, ist es meiner Erfahrung nach das Beste, mich auf etwas anderes zu bewerben. Du musst noch mehr Maßnahmen ergreifen. Bemühe dich um einen anderen Kunden. Fange an, die Fühler nach einem neuen persönlichen Projekt auszustrecken. Lege noch mehr Eisen ins Feuer. Wenn du all deinen Einsatz auf einen Kunden oder ein Projekt setzt, macht dich das machtlos und ängstlich. Falls der Kunde untergehen sollte, tust du das auch. Preise deine Dienstleistungen über alle Kanäle an. Säe noch mehr Samen aus. Bringe dich zur gleichen Zeit in mehrere Projekte ein und ergreife mehrere Gelegenheiten auf einmal. Diejenigen davon, die dazu bestimmt sind, werden gelingen, und die anderen werden im Sande verlaufen. Auf diese Weise ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich etwas entwickeln wird, größer.

Die Leute fragen oft: Was, wenn ich nicht weiß, was ich tun soll? Was, wenn ich keine grandiose Vision davon habe, was ich möchte? Was, wenn ich mich nicht besonders inspiriert fühle, irgendetwas zu tun? In diesem Fall denke ich, das Beste, was du tun kannst – und vielleicht auch das Einzige – , ist, der Brotkrumenspur zu folgen. Wenn wir etwas Neues angehen, haben wir selten eine Vorstellung davon, wie es sich genau entwickeln oder wie das Endergebnis aussehen wird. Einfach anzufangen, Dinge zu verfolgen, die dich interessieren, ist der beste Weg, damit umzugehen. Erledige die Dinge Schritt für Schritt. Folge der Spur an jeden Ort, zu dem sie führt. Wenn es nicht mehr interessant ist oder wenn du aufhörst, gespannt darauf zu sein, dann ändere den Kurs und finde etwas Neues, das dich wirklich interessiert. Das ist entscheidend. Wie wir im ersten Kapitel besprochen haben: Sorge dafür, dass es für dich gut funktioniert. Ziehe einen Nutzen daraus, ein Kreativunternehmer zu sein, indem du kreativ bist und Dinge tust, die nicht unbedingt finanzielle Resultate erzielen. Du kannst auch die Übungen zum Gewinnen von Klarheit wiederholen, um zu sehen, ob dir dabei Projektideen kommen.

Wenn du das Gefühl hast, blockiert zu sein und keinen Durchblick zu haben, dann ist es wahrscheinlich die beste Option, dir eine Auszeit zu nehmen, um deine Reserven aufzuladen. Sorge für einen Tapetenwechsel und ändere deine Perspektive. Manchmal ist das schwierig, weil wir denken, dass wir die finanziellen Möglichkeiten dazu nicht hätten, oder weil wir glauben, dass es unverantwortlich wäre, sich eine Auszeit zu nehmen, wenn wir nicht förmlich im Geld schwimmen. Aber nichts könnte verantwortungsbewusster sein. Wenn du gehemmt und zaghaft bist, wirst du nicht in der Lage sein, die Kunden oder Projekte zu gewinnen, die du dir wünschst. Deine Arbeit wird darunter leiden. Sich Freizeit zu gönnen, ist ein wichtiger Teil des kreativen Prozesses. Mache dich frei, beseitige Ablenkungen und lasse dich wieder dazu inspirieren, deine Arbeit zu tun. Niemand will einen uninspirierten Künstler – ganz besonders nicht du!

Zu handeln ist eine wunderbare Ablenkung. Wenn wir ausreichend beschäftigt sind, werden wir das Ausmaß der Unsicherheit, die es in unserer Branche gibt, nicht einmal bemerken. Wenn wir etwas mit Leidenschaft tun und sich darin unser Sinn erfüllt, wird die Zeit vergehen wie im Flug und die Möglichkeiten werden zur richtigen Zeit und am richtigen Ort zu uns kommen. Aktiv zu handeln macht A&U zunichte. Voilà!

  1. Sich Unterstützung suchen

Bisher haben wir die Angst genau bestimmt, herausgefunden, woher sie stammt, was du möchtest und welche Maßnahmen du ergreifen musst, um den Stein ins Rollen zu bringen. Jetzt ist es entscheidend, die Unterstützung anderer zu bekommen. Mehr hierzu folgt in Kapitel Drei. Kontakt mit Gleichgesinnten und Branchenkollegen herzustellen ist enorm wichtig. Die gemeinsame Beschäftigung mit deinen Plänen und Zielen wird sie für dich greifbarer machen und du wirst durch dieses Wissen und die Unterstützung gestärkt werden. Das sind Geschenke, die man nicht hoch genug schätzen kann. Niemand ist eine Insel. Geh raus in die Welt und sprich mit anderen Menschen darüber, woran sie gerade arbeiten, überlege dir gemeinsame Projekte und suche nach neuen Möglichkeiten. In Zeiten, in denen du wieder sehr beschäftigt bist, wirst du dich darauf am meisten freuen.

Wenn du der Arbeit an sich, den Möglichkeiten, neue Aufträge zu bekommen oder dem Verlauf eines bestimmten Projektes ängstlich gegenüberstehst, wird der Austausch mit anderen aus der Branche dich beruhigen und dir versichern, dass deine Gefühle normal sind und, dass jeder Kreativunternehmer ständig solche Ängste durchlebt. Nicht nur du machst solche Erfahrungen. Eine freundliche Erinnerung daran wird dich wieder auf den richtigen Weg bringen und deine Angst mindern. Es beruhigt alle, diese Themen gemeinschaftlich zu besprechen. So zu tun, als ob alles eitel Sonnenschein wäre, wird deine A&U nur noch verstärken.

Suche nach Menschen, die etwas Ähnliches tun wie du, und die im Großen und Ganzen erfolgreich und glücklich sind. Wir haben alle ungefähr gleich angefangen. Frage sie, wie sie mit A&U umgehen. Frage sie, was in der Vergangenheit für sie funktioniert hat und was nicht. Was waren ihre größten Erfolge und Misserfolge? Die Menschen werden überraschend offen sein, denn wir alle haben von Natur aus das Bedürfnis, unsere Erfahrungen zu teilen. Wenn sie nicht geteilt werden, nützen sie niemandem etwas. Wenn du niemandem durch die Widrigkeiten und Strapazen, die du durchgemacht hast, helfen kannst, dann war das wirklich alles umsonst.

Geteiltes Leid ist halbes Leid, und daran gibt es im Land der Kreativunternehmer keinen Mangel. Wenn du mit Leuten sprichst, die gerade eine schwere Zeit durchmachen oder die die kreative Welt ganz verlassen haben, dann beobachte, ob es ein gemeinsames Motiv gibt. Ich wette, das gibt es. Sie haben sich den Lebensumständen untergeordnet, anstatt aktiv ihr Leben zu gestalten. Das ist der gemeinsame Nenner, wenn man es auf den Punkt bringt. Sie haben gewartet, anstatt zu handeln. Sie ließen zu, dass die Welt bestimmt, wer sie sind, was sie tun und wie viel sie dafür berechnen sollen, und nicht umgekehrt. Sie ließen A&U an sich herankommen und überließen ihnen die Steuerung ihrer Denkmuster und Weltanschauung. Du wirst einen ausgeprägten Trend bemerken, welche Mentalität im Kampf mit A&U funktioniert und welche ein Scheitern garantiert.

Das soll nicht heißen, dass man sein Unternehmen in der Kreativbranche niemals, aus keinem Grund aufgeben sollte. Wenn du dich zu etwas anderem berufen fühlst, dann solltest du das unbedingt tun. Allerdings sollte man die Welt der Kreativunternehmer nur verlassen, wenn man es wirklich will – und nicht, weil man den Lebensunterhalt nicht sichern kann, oder das Gefühl hat, die Welt habe sich gegen einen verschworen. Dieses Gefühl entsteht oft aus der Angst und nicht aus realen Umständen. Die Wahrheit ist, dass man es in dieser Branche schaffen kann, wenn man hart arbeitet. Das ist nicht einfach und nicht jeder ist zur Selbstständigkeit geboren, aber wenn man genau hinsieht, gibt es viele Chancen. Die Welt braucht Kreativunternehmer jetzt mehr denn je. Alles, was wir tun, sehen oder kaufen, beruht in gewisser Weise auf Erfahrungen. Der andere große Vorteil einer Interaktion mit Gleichgesinnten ist folgender: Wenn du beginnst, zu handeln, werden sie dir dabei helfen, über das Erreichen deiner Ziele Rechenschaft abzulegen, und du kannst das Gleiche für sie tun.

  1. Schreibe deine Grabrede

Ja, wir gehen tatsächlich so weit. Dies ist eine „Perspektivübung“, um dich dazu zu bringen, 1) zu erkennen, wie kurz das Leben ist und 2) wie wenig von deinen durch A&U ausgelösten Sorgen am Ende eine Rolle spielen werden. So verrückt es auch klingt, die Betrachtung der eigenen Vergänglichkeit ist der endgültige Arschtritt für A&U. Diese Überlegung kann dir in relativ kurzer Zeit wertvolle, bereichernde Einsichten liefern. Sie soll dich auf den Boden der Tatsachen holen und erkennen lassen, dass Zeit das größte Kapital ist, das du hast. Sie erinnert uns daran, dass wir alle mehr oder weniger am selben Ort enden werden.

Diese Übung ist eigentlich dazu gedacht, deine Angst davor, etwas nicht zu tun, zu verstärken, sodass sie größer wird als deine Angst davor, es tatsächlich zu tun oder es zu versuchen und zu scheitern. Sie soll dich dazu bringen, schleunigst deinem Herzen folgen und deine Ziele erreichen zu wollen. Die Alternative wäre ein Leben voller Bedauern. Unwiderrufliches Bedauern. Du wirst die Dinge, die du nicht tust, mehr bereuen, als die, die du tust. Lassen wir dieses Gefühl für uns arbeiten und unsere Arbeit auf die nächste Stufe heben. Wie soll man sich an dich erinnern? Was möchtest du unbedingt weitergeben, während du hier bist? Siehst du dein Leben in der richtigen Relation?

Geh einen Schritt weiter und notiere in Stichworten deine Lebensgeschichte. Wenn dich das nicht in einen Adrenalinrausch versetzt, weiß ich auch nicht. Wenn eine Grabrede sich zu extrem anfühlt, dann schreibe deinen Wikipedia-Eintrag, deine Seite auf der IMDB, deine Oscar-/Grammy-/Pulitzerpreis-Dankesrede oder etwas anderes, das deine Lebensgeschichte vom Anfang bis zum Ende enthält. Was fehlt darin? Was fällt dir auf, während du diese Übung machst? Was musst du in diesem Leben noch erreichen? Was möchtest du zu dieser Welt beitragen, an die Künstler deiner Generation und an zukünftige Generationen weitergeben? Geh raus in die Welt und dann tu es!

Wenn du diese Übung beendet hast, kannst du beginnen, dich von hinten nach vorn zu arbeiten und herauszufinden, was deine Hauptziele sind, um dann eine pragmatische Liste von Dingen zu erstellen, die du heute tun kannst, um auf Größeres hinzuarbeiten. Der Schlüssel ist, deine größeren Ziele in kleine, leicht verdauliche Happen umzuwandeln, sodass du mit der Arbeit daran beginnen kannst, ohne dich überfordert zu fühlen. Du wirst überrascht sein, wie schnell sich die Dinge verwirklichen lassen, sobald du einen Zeitplan und ein regelmäßiges Zeitfenster für diese Ziele festgelegt hast. Du könntest schon in ein paar Monaten eine neue Grabrede brauchen.

Wie du siehst, sind A&U ein Teil des Lebens und ein fester Bestandteil einer Karriere in der Kreativbranche. Du hast sie bisher immer besiegt und du kannst sicherlich weiterhin den Widrigkeiten trotzen. Es ist unbestritten, dass du deine Grundbedürfnisse erfüllen und in einer anspruchsvollen Branche erfolgreich sein musst. Ich will dir nur sagen, dass du es bis hierher geschafft hast, also wirst du es auch weiterhin schaffen, wenn du am Ball bleibst und nicht den Kopf verlierst. Behalte deine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Blick. Sei dir immer im Klaren darüber, was du möchtest, und bleibe offen dafür, dass sich das auch ändern kann. Bleibe im Fluss, indem du handelst. Vernetze dich mit deinen Kollegen. Wenn alle Stränge reißen, schreibe eine beispielhafte Grabrede und gehe wieder hinaus in die Welt, um das zu tun, wozu du bestimmt bist. Du kannst das. Es gibt viele weniger talentierte und weniger charismatische Menschen, die es geschafft haben.

Tu was du liebst - Mit Leidenschaft zum Erfolg - Stay Inspired Jill Paider

Denk dran: Egal, wo du dich gerade befindest, ob du das Gefühl hast, wahnsinnig erfolgreich zu sein oder schrecklich zu versagen, es wird wahrscheinlich nicht für immer so sein. Das sagt schon Buddha über das Leben und es spiegelt sich auch hier. Die Höhen und Tiefen zu überstehen ist Teil des Prozesses und gehört zu der Kunst, ein Kreativer zu sein. Enthalte dir selbst diesen Prozess nicht vor. Er hat uns die besten Kunstwerke und kreativen Beiträge in der modernen Geschichte beschert. Lasse A&U für dich arbeiten – und nicht gegen dich.

Wir leben in einer Welt, in der A&U auf einem historischen Höchststand sind: Politisch, sozial, wirtschaftlich und ökologisch betrachtet. Selbst in Branchen und Berufen, die als beständig gelten, ist Sicherheit bloß eine Illusion. Als Kreativunternehmer und Freiberufler bist du in vielerlei Hinsicht die Unbeständigkeit eher gewöhnt als Menschen, deren Jobs ein Leben lang sicher sind, oder wenigstens für zwei Jahre oder auch nur für sechs Monate. Du bist besser an die Gegebenheiten der modernen Wirtschaft angepasst als die meisten anderen. Begrüße das und mache mit Zuversicht weiter. Wenn du es nicht schaffst, kann es niemand schaffen.

(ENDE Kapitel 1)

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Buch Jill Paider Stay Inspired: Mit Leidenschaft zum ErfolgStändig werden wir von anderen beurteilt und mit Ratschlägen versorgt wie wir unser Leben führen sollen – besonders dann, wenn wir uns beruflich selbst verwirklichen, aus dem Hamsterrad ausbrechen oder die eigenen Träume verfolgen wollen. Die selbstgesteckten Ziele werden von allen Seiten beäugt und kritisiert, bis man am Ende vollkommen verunsichert ist und an sich selbst zweifelt. Man fühlt sich überfordert, unproduktiv und völlig gestresst. Schluss damit!

Stay Inspired! zeigt dir, wie du deine Ziele wieder in den Fokus rücken und deine Pläne und Träume verwirklichen kannst. Die renommierte Fotografin und Bestsellerautorin Jill Paider hilft dir, mit Druck umzugehen und deine Kreativität und Produktivität auch in finanziell schwierigen Zeiten aufrecht zu erhalten. Außerdem lehrt sie dich „Nein“ zu sagen und vor allem: Wie du mit Leidenschaft zum Erfolg gelangst und deinen Traum verwirklichst.

Mehr zu Stay inspired im Interview mit Jill Paider.

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Storyvents Autorin Jill Paider Interview Stay Inspired

Jill Paider

Jill Paider ist eine preisgekrönte Fotografin und Kreativdirektorin. Sie hat in mehr als 100 Ländern gearbeitet und sich auf visuelle Geschichten über Architektur, Design, Reisen und Gastronomie spezialisiert. Sie hat einen Master in Weltpolitik von der London School of Economics und ein Diplom der University of Arts in London. Im Jahr 2014 erhielt sie als erste Architekturfotografin ein Fulbright Stipendium vom Department für Bildung und Kultur des US-Außenministeriums.

Paider hat 15 Kunstfotografie Bücher veröffentlicht unter anderem: Design + Destination, The Book of Modern Interiors, The Great Modern Architects, Prefab, Villa Savoye, Asian Design, Mid-Century Modern, Desert Modern, California Modern, Globetrotting, Carry-On Only, Cuisine Libre, The Art of Cuisine, Scandinavian Design und Modern Refuge.

Sie ist Mitglied der American Photographic Artists und arbeitet als Beraterin für Fotografie an der University of the Arts London. Jill Paider lebt derzeit in Los Angeles.